An das Sehen und die Wahrnehmung werden bei Kindern und Jugendlichen hohe Anforderungen gestellt: Die Augen müssen Entfernungen ständig neu bewerten und sich darauf einstellen, um ein scharfes Bild zu erhalten. Gleichzeitig müssen sich die Augen exakt auf die Objekte in der Ferne und in der Nähe ausrichten und in kürzester Zeit die Abstände der Objekte zueinander wahrnehmen. Nur wenn beide Augen gleichzeitig optimal sehen und zusammenarbeiten, gelingt dies alles.
Als Binokularsehen bezeichnet man den gesamten Prozess von Scharfstellen, Ausrichten und dem räumlichen Sehen der Augen.
Manchmal ist das Sehen aber anstrengend, da das Scharfstellen und das gleichzeitige Ausrichten auf die Nähe nicht zusammenpasst, obwohl vielleicht eine gute Brille vorhanden ist, eine hohe Sehschärfe und räumliches Sehen vorliegt.
Besonders bei Kindern und Jugendlichen können zum Beispiel folgende Auffälligkeiten auftreten. Die genannten Beschwerden können allerdings auch eine medizinische Ursache haben. Es sollte somit immer auch eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Der Kinderoptometrist versucht durch systematische und kindgerechte Messungen, die Ursache der Auffälligkeiten herauszufinden.
Zu Beginn führt der Kinderoptometrist ein ausführliches Gespräch mit Eltern und Kind durch. Anschließend finden, zusätzlich zur Bestimmung einer eventuellen Fehlsichtigkeit, die zielgerichteten Messungen statt. Mit diesen Messungen erhält der Kinderoptometrist einen genauen Eindruck über die Fähigkeiten des Sehsystems. Zu den verschiedenen Messungen gehört auch ein besonderes Messverfahren: Die Mess- und Korrektionsmethode nach Haase (MKH).
Anschließend macht er Vorschläge zur Lösung des Sehproblems.
Diese sind zum Beispiel:
Die MKH ist eine spezielle Teilprüfung aus den möglichen Messungen, die bei Kindern durchgeführt werden können. Sie ersetzt nicht die anderen Messungen. Die MKH gehört zu den Prismenverfahren und findet ausschließlich an medizinisch völlig gesunden Augen statt. Das heißt es dürfen keinerlei Erkrankungen der Augen vorliegen.
Die Methode versucht, durch einen besonderen Testaufbau, das natürliche Sehen nachzuempfinden. Sie wird in der Ferne und in der Nähe durchgeführt. Dabei wird gemessen, ob die Augen durch bestimmte Gläser (Prismengläser) beim Sehen entlastet werden können. Sie liefert auch Informationen über die Qualität und Flexibilität des räumlichen Sehens. Angestrebt wird eine Brille, die für alle Entfernungen nützlich ist. Manchmal ist dies jedoch nicht möglich und das Kind erhält eine spezielle Fern- oder Nahbrille zur Entlastung.
Allen Prismen-Messverfahren gemeinsam ist, das nicht vorhergesagt werden kann, ob eine prismatische Brille garantiert verträglich ist. Soll das Kind eine Brille bekommen, erfolgt immer ein Test unter Kontrolle des Kinderoptometristen für einige Wochen. In dieser Zeit müssen sich die Sehprobleme vermindern bzw. völlig verschwinden. Die Brille muss in dieser Zeit gegebenen falls auch verändert werden, damit der Erfolg gewährleistet werden kann.
Ist die Brille erfolgreich, finden in regelmäßigen Abständen weitere Kontrollen statt. Keinesfalls sollten die Nachkontrolltermine versäumt werden, damit das Kind nicht eine Brille trägt, die nicht nützt.