Augen sind etwas Wunderbares. Ihre Funktionsweise ähnelt der einer Kamera: Licht wird über die Hornhaut und Augenlinse aufgenommen, wie vom Objektiv. Die Pupille regelt die Menge des einfallenden Lichts wie die Blende. Die Lichtstrahlen werden auf der Netzhaut gebündelt wie auf einem Chip. Von dort werden die Eindrücke zum Gehirn geleitet und dort zu einem Bild zusammengesetzt. Wenn die „Bauweise“ der Augen fehlerhaft ist, ergeben sich Sehfehler, die wir Ihnen hier beschreiben:
• Winkelfehlsichtigkeit
• Schielen
• Doppelsichtigkeit
• Farbsehstörung
• Nachtblindheit
Z-weit-kurz
Kurz- und Weitsichtigkeit hängen mit der Länge des Augapfels und mit der Brechkraft der Augenlinse zusammen. Stimmt hier etwas nicht, wird das einfallende Licht nicht auf der Netzhaut gebündelt, sondern davor oder (theoretisch) dahinter – so entstehen unscharfe Bilder. Sie können sich diese Fehlfunktion in etwa so vorstellen wie ein falsches oder falsch eingestelltes Objektiv einer Kamera.
Weitsichtige Kinder können gut in die Weite sehen und haben Probleme etwas Nahes scharf zu sehen.
Kleine Kinder sind in der Regel weitsichtig. Das ist normal und unproblematisch, denn Kinderaugen können die noch sehr elastischen Linsen muskulär ausgleichen. Eine stärkere Weitsichtigkeit sollte besser durch eine Brille ausgeglichen werden, um Beschwerden wie Kopfschmerzen zu vermeiden. ln der Regel verschwindet Weitsichtigkeit durch das Wachstum des Auges von allein.
Kurzsichtige Kinder können gut Nahsehen und haben Probleme etwas weiter Entferntes scharf zu sehen.
In den letzten Jahren ist weltweit eine Zunahme der Kurzsichtigkeit zu beobachten, welche im starken Zusammenhang mit zu viel Tätigkeiten in der Nähe und zu wenig Entspannung draußen an der frischen Luft entsteht. Das Sehsystem des Kindes ist gestresst und reagiert mit verstärktem Längenwachstum.
So kann Ihr Kind nun in der Ferne nicht mehr gut sehen, so dass oberflächlich gesehen eine Brille für die Ferne korrigierend wirkt. Doch diese Fernbrille hilft nicht gegen das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit, sie lindert nur die aktuellen Symptome, die schlechte Sicht in die Ferne. Um das Voranschreiten der Kurzsichtigkeit zu stoppen schaut ihr Kinderoptometrist genau nach dem visuellen Status Ihres Kindes in Ferne und Nähe. Dann entscheiden Sie zusammen, ob Kontaktlinsen (multifokale Kontaktlinsen oder Orthokeratologielinsen, sogenannte Nachtlinsen) oder eine Brille mit Nahunterstützung gewählt wird. Unumgänglich ist die Einhaltung bestimmter Faktoren der Sehhygiene und am allerbesten: tägliche Zeiten, die Ihr Kind draußen an der frischen Luft ohne Handy verbringt.
Z-Hornhaut
Wenn Lichtstrahlen durch eine verkrümmte Hornhaut ungleichmäßig gebrochen werden, entsteht auf der Netzhaut ein verzerrtes, unscharfes Bild.
Ein Auge mit einer Hornhautverkrümmung sieht einen kreisrunden Punkt nicht als Punkt, sondern leicht verzerrt als Ellipse oder Stab. Diese Abweichungen werden meistens nicht bewusst wahrgenommen, weil das Gehirn die Verzerrungen korrigiert – das Sehen erscheint nur allgemein undeutlicher.
Z-schwach
Häufigster Auslöser für diese Form der Sehschwäche ist das Schielen. Aber auch bei Kindern mit Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit und Homhautverkrümmung kann sich eine Schwachsichtigkeit ausbilden, wenn ein Auge stärker betroffen ist.
Schwachsichtigkeit entwickelt sich dadurch, dass das Gehirn das Auge „bevorzugt“, das das schärfere Bild liefert. Das andere Auge wird in seiner Entwicklung vernachlässigt und verliert an Sehkraft.
Z-Raum
Der komplexe Vorgang des Sehens beruht auch auf der Fähigkeit räumlich sehen zu können. Wenn beide Augen im richtigen Winkel auf das Objekt schauen können, die Augenmuskeln koordiniert zusammen arbeiten, ist das überhaupt kein Problem.
Bei Störungen des Binokularsehens gibt es Längenunterschiede in der Bewegungsmuskulatur der Augen. Die Augen stehen dadurch in einem falschen Winkel zueinander. Dies kann man sich vereinfacht vorstellen wie ungleich lange Zügel eines Pferdepaares. Lenkt der Kutscher nicht ständig korrigierend dagegen, dann laufen die Pferde nicht in die gleiche Richtung.
Unser „Kutscher“ ist das Gehirn, das die Längenunterschiede durch Gegensteuern ausgleicht. Ist die Winkelabweichung der Augen eher klein, kann das Gehirn die Parallelstellung der Augen aufrechterhalten, ohne dass eine Schielstellung offensichtlich wird. Es ist quasi ein nicht sichtbares Schielen.
Das Ausgleichen stellt eine große Belastung dar und führt oft zu angespannten Augenmuskeln und Anstrengungsproblemen.
Auch Schielen ist ein Augenstellungsfehler mit einer Abweichung eines oder beider Augen. Beim Schielen geht es um eine Einschränkung der Beweglichkeit eines Auges oder die Bewegung beider Augen in unterschiedliche Blickrichtungen. Die Augen arbeiten so nicht gut zusammen und die räumliche Wahrnehmung ist schlechter.
Das Gehirn von schielenden Kindern hat oft entweder ein Auge weitgehend abgeschaltet oder benutzt einen Umweg: Nicht mehr das, was auf der Netzhautmitte abgebildet wird, bedeutet „geradeaus“, sondern das, was ein Stück daneben liegt.
Schielen führt zu relativ wenigen Beschwerden. Es zeigt sich meistens schon in den ersten Lebensjahren und kann durch abwechselndes Abkleben eines Auges und das Tragen einer Brille behandelt werden.
Ursache für die Diplopie kann ein schielendes Auge sein: Das Gehirn fügt dabei die Bilder, die das rechte und das linke Auge sehen, nicht zu einem räumlichen Gesamtbild zusammen, korrigiert sie auch nicht, sondern zeigt sie als Doppelbilder.
Doppelbilder beeinträchtigen das räumliche Sehvermögen. Ein typisches Symptom ist, an Dingen vorbeizugreifen.
Z-Farbe
Ohne Farben zu sehen, wäre die Welt wirklich trist. Die Wahrnehmung von Farben dient der Orientierung in der Welt. Sie signalisieren Gefahren oder Annehmlichkeiten. Sie wirken auf die Sinne, beeinflussen Gefühle und sogar das Körperempfinden.
Farbe existiert in der Natur eigentlich gar nicht, sie wird erst durch das Gehirn als Farbeindruck erzeugt. Das Licht wird auf der Netzhaut des Auges und mithilfe von 6 Millionen Zapfen als Farbreiz wahrgenommen und im Gehirn zu einem Farbeindruck verarbeitet.
Farbsehstörungen haben Menschen, bei denen eine Rezeptorsorte weniger empfindlich oder gar nicht funktioniert. Farbsehstörungen sind angeboren und werden geschlechtsgebunden vererbt. Die Gene für die Rot- und Grünsehfähigkeit befinden sich auf dem X-Chromosom. Daher sind Jungen, die ja nur ein X-Chromosom besitzen, sehr viel häufiger betroffen als Mädchen.
Wenn es dunkel wird, passt sich das Auge normalerweise daran an. Die für das Farbensehen zuständigen Zapfen werden ab und die für die Helligkeit zuständigen Stäbchen angestellt. Die Stäbchen übernehmen somit die Aufgabe des Sehens und können rund 500 Schattierungen wahrnehmen.
Bei Nachtblindheit bleibt die Anpassung an Dunkelheit aus, weil die Stäbchenzellen der Netzhaut nicht richtig funktionieren. Das Kind kann dann in der Dämmerung und im Dunkeln kaum oder gar nicht mehr sehen, ist von Autoscheinwerfern geblendet und sieht um einfache Lichtquellen große Lichtkreise.
Nachtblindheit ist entweder genetisch bedingt oder eine Folge von Erkrankungen.